Mittwoch, 10. März 2010

Kommentar zu Pädophilen in der Kirche

Kommentar zu Pädophilen in der Kirche

Ein Erdbeben erschüttert die katholische Kirche. Mit einem Erdbeben kann man die momentane Situation der größten Glaubensfirma der Welt auf jeden Fall vergleichen. Mittlerweile täglich flattern durch die Medien neue Meldungen über neue Beben und Nachbeben. Der Leser hat schon längst den Überblick verloren wo, wann, wie viele Kinder vergewaltigt, geschlagen oder gefoltert wurden. Es ist wie beim Erdbeben. Die Opferzahlen steigen, Zahlen werden genannt, doch der Leser kann durch die tägliche Informationsflut nicht mehr durchblicken; die blanken Zahlen spiegeln nicht das unendliche Leid der vielen zerstörten "Seelen". Hunderte von Opfern, ihrer Kindheit von Männern beraubt die von sich behaupten Vertreter der höchsten moralischen Instanz zu sein. Wie beim Erdbeben sind die Erosionen der Vergangenheit jedoch nur spärlich im Gedächtnis. Wer denkt noch an Haiti, Chile oder an die hunderten Fälle in Irland, oder die milliardenschweren Entschädigungszahlungen der Katholiken in den USA. Trotzdem kommen jeden Tag neue Epizentren hinzu: Österreich, die Niederlande, Prostitutionsskandale im Vatikan selbst. Beim Entdecken der neuen Epizentren macht sich jedoch schon der erste Unterschied zum Erdbeben bemerkbar. Ein solches ist nämlich nicht zu übersehen, Häuser stürzen ein, überall liegen Leichen, die Menschen schreien ihr Leiden aus sich heraus. Beim Kindsmissbrauch, dieser schrecklichen Tat die vielen Opfern zum psychischen Verhängnis wird, herrscht Schweigen und sogar die aufmerksamsten Augen erblicken nicht immer die Katastrophe. Eingestürzte Häuser lassen sich nicht verstecken, oder vertuschen, eine Gesellschaft kann nicht beschließen sie zu ignorieren. Beim Kindesmissbrauch ist dies leider brutaler, menschenverachtender Alltag. In den Ländern die momentan in den Schlagzeilen sind gibt es zu Glück ein Bewusstsein, den die Würde des Menschen und seiner sexuellen Entwicklung wichtiger ist als die Autorität einer Institution die ihre Legitimität einzig durch ihr mit brutalen Methoden gesichertes langes Bestehen zu haben scheint. Aber wie ist es in Polen, Italien, in Drittweltländern in den es von Missionaren nur so wimmelt, ohne sensible Öffentlichkeit, ohne jemanden der zuhört, mit Schweigepflicht und dem Tabuthema Sex? Ich lasse diese Frage hier offen, befürchte jedoch das Schlimmste. Wer weiß was wo noch unter Verschluss ist, wo noch mit größten Anstrengungen vertuscht wird oder noch schlimmer: wo jeder es weiß und niemand etwas zu sagen wagt.

Die Religion ist das Hauptproblem, nicht unkontrollierbare Neigungen

Auf das Tabu-Thema muss bei der Diskussion über diese kriminellen Geschehnisse jedoch unbedingt eingegangen werden. Über das Tabu, die kranke Einstellung zum Sex die geprägt ist durch die Dogmen der Religion darf nicht hinweggesehen werden, denn hier liegt der tatsächliche Grund dieser Skandale (dieses Wort ist schon fast eine Verharmlosung) und auch ihrer Vertuschung. Auch dieses Wort passt nicht, da es sich nicht um Vertuschung im eigentlichen Sinn des Wortes handelt. Es werden nicht Fehler, Sünden, oder wie auch immer man es nennen mag versteckt um sich zu schützen. Vertuschung heißt hier organisierte Prostitution, akzeptierte und alltägliche Handlungen die klar zu den Strukturen passen und so auch nie verurteilt oder vermieden wurden, der Öffentlichkeit als inexistent vorzuspielen.

Schluss mit dem Wegsehen! Schluss mit der Blindheit der falschen Schlussfolgerungen! Das sind keine Ausnahmefälle sondern ein System in dem die Meinung vorherrscht der Missbrauch sei nicht verwerflich, gehöre dazu, da Kinder keine Kinder sind sondern Objekte; dass einem guten Pfarrer auch das Recht zur Verbreitung der frohen Botschaft durch sexuelle Stimulation zusteht. Die Idee der Psyche, der eigenen Identität der Kinder wird mit der Evolutionstheorie und jeden wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Mensch verworfen und das durch den Glauben, dass man nur durch Gott zu einem richtigen Selbst findet.

Dieses auf Autorität basierte System ist klar gegliedert in Master und Sklaven; Vernunft, Ethik oder Widerstand wird nicht akzeptiert und ausgemerzt. All dies liegt in der Natur der Religion und entsteht nur durch sie und ihre Logik. Die Täter sind keine schwarzen Schafe, die nicht in die Kirche passen, sondern die reinsten Ausprägungen ihrer inneren Verfasstheit, ihrer sogenannten Werte und Welteinstellung. Die Opfer schweigen nur teilweise durch Scham, zu einem großen Teil jedoch durch die Pflicht der Unterwürfigkeit, durch das Dogma der nicht hinterfragbaren Autorität.

Kein Zufluchtsort, sondern ein Angebot

Die Idee des kirchlichen Dienstes als Zufluchtsort möchte ich hier aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Denn es ist kein Zufluchtsort für Pädophile sondern ein Ort der uneingeschränkten Möglichkeiten, die pädophile Neigungen erst weckt und verstärkt. Es ist ein Ort der gerade dazu verführt sich an Kindern zu vergehen, der dazu zwingt, und so tragisch es auch sein mag, manchmal sogar wenn man gar keine pädophilen Neigungen hat.

Durch das geschriebene und laut verkündete strikte Ablehnen der Sexualität in diesem Beruf in Verbindung mit der ungeschriebenen, den Priestern stets bewussten und in solcher Ausprägung einzigartigen Möglichkeit straffrei und unverblümt kleine asexuelle Objekte zur sexuellen Befriedigung zur Verfügung zu haben, entsteht eine klare Situation. Ich darf keinen Sex haben, mir wird jedoch die Möglichkeit geboten meine sexuelle Ladung loszuwerden. Auch hier dürfen wir uns nichts vormachen! Welcher Mann kennt diesen Druck nicht? Welcher Mann kennt und genießt die Möglichkeiten diesen loszuwerden nicht? Jedem ist klar, dass es auch nicht immer Sex zu zweit sein muss um diesen Druck loszuwerden. Und hier drängt sich wieder eine naive Frage auf, die sich beim oberflächlichen Betrachten unerklärlich darstellt. Warum machen diese perversen Säcke es sich nicht einfach selbst? Die Antwort ist so klar, wie dramatisch: weil die Schwelle zur Selbstbefriedigung viel höher ist als zum Kindesmissbrauch. In einer aufgeklärten, rationellen und sexualisierten Gesellschaft absolut unverständlich. In der katholischen Kirche, durch die kranken moralischen und organisatorischen Strukturen aber zum Unglück von Hunderten von Opfern leider eine normale Situation. Hat man es als normaler Mann mal nötig, schnappt man sich den Playboy und dann ist gut; als Priester ist das ein gravierender Verstoß gegen das zölibatäre, entstellte Gewissen.

Keine Chance sich selbst zu entdecken

Natürlich vergehen sich nicht alle Priester an Kindern wodurch sie ihre Unschuld zerstören und eine gesunde und nicht zu vergessen aufregende Entdeckung dieses evolutionären Spaßmachers verhindern. Diese schrecklichen Folgen bewirken nämlich nicht nur die Vergewaltigungen, sondern auch (und das im deutlich größeren Masse) die durch alle Priester verkündeten sexuellen Regeln der Kirche und der Religionen im Allgemeinen. Kein Sex vor der Ehe, Masturbation ist etwas unmoralisches, etc., etc. Den Kindern und der Jugend wird eingehämmert, dass Sex etwas Schmutziges ist, das nur der Fortpflanzung in heterosexuellen Beziehungen diene und das nur zwischen Erwachsenen. Das ist nicht nur absoluter Quatsch, sondern bewirkt eine nach außen verklemmte und innerlich pervertierte Gesellschaft. Weiter Folgen sind schlechtes Gewissen, Unterdrückung der eigenen Triebe, Depressionen und sogar Selbstmord während der Konfrontation mit dem neuen Persönlichkeitsteil der in der Pubertät an der Tür klopft. Oft wird die Pubertät als die schwerste Zeit im Leben eines Menschen beschrieben, daran hat zu einem großen Teil die religiöse Sexualmoral schuld. (Zu einem großen Teil, da biologische Vorgänge auch eine wichtige Rolle spielen; Sie verstehen was ich meine.)

Unsere Geschlechtsorgane sind genauso wie unsere Hände, Köpfe und Ohren dazu da um mit Genuss benutzt zu werden. Dies geht jedoch nur mit einer verantwortungsvollen und ehrlichen Aufklärung. Die Religion bietet uns und unseren Kindern leider nur das Gegenteil. Bei all diesen psychischen Vergehen, wurde noch nicht die körperliche Verstümmelung von Mädchen und Jungen durch Beschneidungen erwähnt.

Falsches Bild der Priester in der Gesellschaft

Ich kann mich nicht mehr genau an den genauen Wortlaut eines Anwalts erinnern, der bei einem der Missbrauchsfälle ermittelt und im Fernsehen so ungefähr gesagt hat: "Einen Satz habe ich mir jetzt abgewöhnt: Von dem hätte ich das nie gedacht." Obwohl dieser Satz alles sagt was es zu sagen gibt, wiederhole ich es, da man es nicht oft genug sagen kann: Vertrauen Sie nie einem "Geistlichen" und vertrauen Sie ihm vor allem nicht ihre Kinder an. Die Pädophilen sind keine exzentrischen Popstars sondern ganz normale, meist unscheinbare Menschen, die sich hinter einer Fassade verstecken. Bei Priestern wird der Aufbau dieser Fassade noch von der Kirche gestützt, da sie ihm ohne jegliche Begründung das Image einer vertrauenswürdigen netten und vor allem moralisch einwandfreien Leitperson gibt. Ganz abgesehen davon, dass diese Personen eine absolut unethische Moral vertreten, muss die Gesellschaft sich endlich klar werden, das dies alles Trug und Schein ist. Der beste Schritt ist diese Institution als Ganzes endlich als Lüge und Betrug wahrzunehmen, denn sie zerstört nicht nur die Sexualität unserer Kinder.

Eine Frage die gestellt werden muss ist auch wer überhaupt Priester wird! Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Menschen irgendwelche sozialen Störungen haben müssen, und sei es nur wegen der Ansicht einem nicht existierenden Wesen sei Leben zu widmen und sich von diesem berufen zu fühlen. Priester sind asoziale Menschen, eigentlich das Gegenteil ihres Images.

Vater Staat und Onkel Kirche

Einen Schuldigen sollten wir an dieser Stelle auch nicht ungenannt lassen. Dieser Schuldige ist der Staat, der es diesen Verrückten überhaupt erlaubt unsere Kinder zu erziehen, Krankenhäuser zu leiten und in Ethikräten zu sitzen. Wenn es keine katholischen Internate und Schulen geben würde, bliebe den Opfern vieles erspart! Unerwähnt blieb bis jetzt, dass es auch Missbrauchsfälle an einer (von wie vielen Fällen?) nicht-katholischen Einrichtungen gab. Ein Totschlagargument das keines ist, da diese Institutionen genau nach demselben Muster von Autorität und Unterwerfung organisiert sind. Leider entzieht sich meiner Kenntnis inwiefern die Straftäter dieser Anstalten katholisch bzw. religiös waren.

Nur wenn es dem Staat gelingt die Kirche aus der Erziehung unserer Kinder und der Prägung unserer Gesellschaft zu verbannen und stattdessen ein ernsthaftes, verantwortungsvolles ethisches und wissenschaftliches Leitbild präsentiert können wir anfangen zu hoffen den Missbrauch unserer Kinder auf beiden erwähnten Ebenen zu minimieren. Erdbeben können wir leider nicht verhindern, das ewige Unglück der Religionen glücklicherweise schon.

Dies sollte nur ein kurzer Gedankengang sein, um zu zeigen, dass diese abscheulichen Zwischenfälle direkt mit der Religion und dem Glauben an übernatürliche Kräfte verbunden sind. Nur eines der vielen Beispiele, dass Religion und vor allem das mit ihr verbundene Gedankenkonstrukt, das manche Moral nennen, der Ursprung des sogenannten „Bösen“ ist. Über Krieg, Menschen- oder Tierrechte will ich dieses Mal kein Wort verlieren.

Dies soll auch ein Aufruf sein sich von dieser kriminellen Institution fernzuhalten. Auch hier in Luxemburg besteht dieses Risiko! Diese kranke Welteinstellung ist die gleiche wie in den USA, Deutschland oder Österreich. Und auch wenn es kein sexueller Missbrauch ist, schützen sie ihre Kinder vor den intellektuellen und ethischen Vergewaltigungen die mit dieser Weltanschauung mitgeht. Öffnen Sie Ihre Augen und Ihre Köpfe. Treten Sie aus diesem Verein des organisierten Kindesmissbrauchs aus. Oder unterstützen sie dies?

Ich freue mich über jeden Kommentar.

Mateusz Buraczyk, 10. März 2010